Plastikmüll vermeiden

Ein Meinungsbeitrag von BGM Geschäftsführer Raimund Korbmacher (in Personalunion Vorstandsvorsitzender der Vereinigung Deutscher Blumengroßmärkte, VDB) in der Gartenbauzeitung Taspo hat in der grünen Branche für Aufsehen gesorgt. Es ging um die Vorteile von Mehrwegverpackungssystemen wie Palettinos gegenüber den immer noch gebräuchlichen Einwegpaletten.

palettino001Der Kommentar des VDB-Vorsitzenden bezog sich unter anderem auf das seit Anfang des Jahres in Kraft getretene Verpackungsgesetz. Dieses hat bekanntlich zum Ziel, dass Plastikverpackungen (dazu zählen auch die Trays im Gartenbau) möglichst vermieden werden. Recycling ist demnach nur die zweite Wahl.
Aufgrund des Taspo-Beitrages meldete sich in Köln Frans Timmermans, einer der bedeutendsten Gartenbauunternehmer in den Niederlanden. Er bat um ein Gespräch zum Thema, an dem dann auch Heiner Esser (Landesverband Gartenbau, NRW), Jens Berkensträter (HAWITA, Produzent der Palettinos), Jürgen Kuhl (Vorstandsvorsitzender des BGM Köln) und Franz Kleine-Holthaus, der vor über 25 Jahren das Palettino-Mehrwegsystem gemeinsam mit HAWITA entwickelte, teilnahmen.
Im Raum stand die Frage, warum sich das Mehrwegsystem Palettinos im deutschen Gartenbau nicht vollständig durchgesetzt hat, obwohl, so Franz Kleine-Holthaus, „nicht nur die Umwelt durch die Vermeidung von Plastikmüll erheblich geschont wird, sondern sich durch die Wiederverwendung der Trays auch eine Menge Geld sparen lässt“. Für die bisher nicht erfolgte Durchsetzung eines Mehrwegsystems gibt es sicherlich mehrere Gründe, einen davon hob Frans Timmermans hervor. „Bei Flora Holland und anderen Großanbietern wird eine Einwegpalette mit 0,30 Euro veranschlagt. Allein Flora Holland bringt jährlich rund 180 Millionen Einwegpaletten in Umlauf. Es geht also um große Summen“. Wobei die Einwegpaletten „oft nur eine Lebensdauer von wenigen Tagen“ hätten. Dann landen sie im Plastikmüll.
 Jürgen Kuhl führte diesen Aspekt weiter aus. „Beim Mehrwegsystem Palettinos muss zunächst einmal Pfand bezahlt werden, während Einwegpaletten gefühlt gratis sind. Aber nur `gefühlt`, weil die Kosten in den Pflanzenpreis einkalkuliert wurden“. Frans Timmer- mans rechnete in diesem Zusammenhang vor, dass „35 Millionen Mehrwegpalletten durch das Rotationssystem 180 Millionen Einwegpaletten ersetzen können und nach fünfmaliger Nutzung keine Kosten mehr entstehen“.
palettino002Der Unternehmer aus den Niederlanden erläuterte auch das dortige System. Bei Flora Holland und der Veiling Rhein-Maas existiert unter dem Namen Floratino ein Mehrwegsystem. Für Floratinos wurde ein Pool installiert, über den die Trays in Umlauf gebracht werden – sogar bis zum Endverbraucher. Der Pflanzeneinzelhändler bezahlt für die Palette 1,91 Euro Pfand und erhält bei Rückgabe 1,75 Euro zurück. Die 16 Cent Differenz werden für die Reinigung und Lagerung verwendet. Gartencenter geben die Floratinos sogar für 2,00 Euro Pfand an die Endkunden ab und zahlen 2,50 Euro bei der Rückgabe. Diese Praxis wirkt wie ein Kundenbindungssystem, denn der Verbraucher kommt ja in das jeweilige Gartencenter zurück.
Deutlich wird, dass durch ein Mehrwegsystem nicht nur die Umwelt weniger belastet wird, sondern auch Kosten gespart werden. Allerdings müssen Mehrwegpaletten dann bei den Pflanzeneinzelhändlern zwischengelagert und zurückgebracht werden – so wie es bei Pfandflaschen gängige Praxis ist. „Mehrwegsysteme werden immer mit mehr Aufwand verbunden sein“, erläuterte Jens Berkensträter. „Aber jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, das Thema wieder aufzunehmen. Das Bewusstsein der Händler muss sich ändern“.
Wobei: Mehrwegsysteme sind in der Branche längst in aller Breite etabliert. Etwa bei den Eimern für Schnittblumen. Und Frans Timmermans betonte, dass „innerhalb der EU zirkuläre Ökonomie ein großes Thema“ sein. Was wohl bedeutet: Die durch den Kommentar von Raimund Korbmacher angestoßene Diskussion wird auch auf politischer Ebene intensiv geführt. 
Raimund Korbmacher sprach sich für „eine Poollösung nach niederländischem Model“ aus. Es müsse eine „Branchenlösung“ gefunden werden, „bevor man diese von Anderen diktiert bekommt“.

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